Ausgrenzung, soziale Isolation, Rufmord als Machtmittel – geändert haben sich nur die Rahmenbedingungen: der Charakter der Täter und die Mechanismen von Gewalt und Stigmatisierung gegen „andere“ Menschen haben sich nicht geändert….

Hervorgehoben

Wir beide haben vieles gemeinsam, u.a. wohl die Tatsache, dass es uns beide aus unterschiedlichen Gründen vor 80 Jahren nicht gut ergangen wäre…..

Was hat sich seither geändert….? M.E. vor allem die Rahmenbedinungungen, nicht jedoch der Charakter von Menschen, die Mechanismen von Machtmissbrauch und Ausgrenzung, das gesellschaftliche Mitläufertum und Wegschauen….

Was früher die Aktion T 4 (bei Bedarf einfach googeln) ist heute der schrittweise Abbau und die faktische Abschaffung von Grundrechten – gewaltsame Zerstörung von Elternschaft und Kindesentziehung durch Juristen, der Missbrauch des § 63 StGB (siehe Blog).

Ein Bericht von Andrea Jenewein, Stuttgarter Zeitung, im Rahmen der „Stolperstein“-Reihe hat mich tief und auf mehreren Ebenen berührt und bietet m.E. vielfach Anlass zum Nachdenken – zumindest für die Menschen, die in der Lage sind, sich selbst zu reflektieren, über Empathie und Sozialkompetenz verfügen.

Nicht zu diesen Menschen gehört bspw. der nun in den Ruhestand verabschiedete Pfarrer und Vorstandsvorsitzende der Diakonie Stetten e.V., Rainer Hinzen – der hätte auch vor 80 Jahren Karriere gemacht und mit seinem falschen Lachen die Vasallen und Ja-Sager um sich geschart, dazu später mehr. Der Mann ist keine „Bienenkönigin“ – wie die Stuttgarter Zeitung in dieser seltsamen Form der Hofberichterstattung titelt, die offenbar viele so dringend brauchen und wollen – sondern ein charakterlich deformierter, sozial inkompetenter Machtmensch, der über Leichen geht.

….“Insgesamt 15 Jahre lang hatte er mit seiner Arbeit die Diakonie Stetten geprägt. Um das angemessen zu würdigen, fand erst ein Gottesdienst in der Schlosskapelle statt, bei dem er nochmals die Predigt hielt und dann in einem besonderen Akt als Pfarrer entpflichtet wurde. Dabei betonte Rainer Hinzen unter anderem, wie anders die Situation war, als er vor 15 Jahren begann. Während damals alles voller Hoffnung gewesen und aufwärts gegangen sei, stelle sich die Situation aktuell anders dar. „Hoffnungen wurden enttäuscht, und Hoffnung ist teuer geworden, vielleicht sogar unbezahlbar“, sagte Hinzen in der Predigt in der Schlosskapelle.“….

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.verabschiedung-in-der-diakonie-stetten-verabschiedung-einer-bienenkoenigin.cf0c1f29-8dd5-4335-ab64-cef7d405bb39.html

So kann man es auch betrachten: der Vorstandsvorsitzende als „Opfer“ der Umstände.

Ich habe als langjähriger und seit drei Jahren von Hinzen & Co. gewaltsam ausgegrenzter Mitarbeiter in der Behindertenhilfe, als welcher ich mich seither gegen massiven Prozessbetrug dieser „Bienenkönigin“ vor dem Arbeitsgericht wehren muss, naturgemäß eine etwas andere Sicht, hier der Beitrag vom August 2021:

Nicht zu diesen Menschen gehört auch Alexander Dobrindt: der sei nur erwähnt, weil hier parallel gerade die Meldung läuft, Dobrindt wolle Menschen in die Ukraine abschieben, wenn diese hier nicht arbeiten. Die Nützlichkeits-Bewertung von Menschen durch reaktionäre Vollpfosten wie Hubert Aiwanger („Taugenichtse“) oder eben den Populisten Dobrindt ist schon einige Zeit wieder „Leitmedien“-tauglich….

Zurück zum Artikel von Andrea Jenewein:

Ein Zeugnis des Charakters von Täterinnen und Tätern, Mitläufern und Ja-Sagern, die aus niederen Beweggründen mitmachen, wegschauen. Ein Zeugnis von normalisierter, staatlich erzwungener Verrohung, Selektion von Menschen, Ausgrenzung, Stigmatisierung und Angst:

„Wenn sie dann noch lebt . . .“:

„Der kleine Ort Flacht liegt im Strohgäu, 20 Kilometer nordwestlich von Stuttgart, inmitten fruchtbarer Landschaft. Die Böden sind Parabraunerden, das Klima mild, die Landwirtschaft ertragreich, insbesondere gedeihen hier Getreide- und Zuckerrüben. Man könnte in diesem Dorf eigentlich ein arbeitsames, ruhiges, gutes Leben führen. Aber auch hier keimt in der Nazizeit die Saat des Faschismus – und fordert ihre Opfer.

Besonders trifft es Bertha Metzger. Ihr Mann ist im Krieg gefallen, die dreijährige Tochter Gerda leicht geistig und körperlich behindert – aber doch so munter und fidel, dass sie der Mutter und den in der Nähe wohnenden Großeltern fleißig bei der Haus- und Feldarbeit mithilft. „Dass du die bei dir lässt“, hört Bertha Metzger öfters von den Leuten in Flacht. „Das darf man nicht. Du wirst schon sehen.“

Im Wagen sitzt angeblich ein Arzt

An einem Sommertag im Jahr 1943 kommt Bertha gerade wie immer mit der kleinen Gerda vom Feld heim, als ein Wagen vor ihrem Haus in Flacht hält. Darin sitzt ein Mann, der sagt, er sei Arzt. Er nimmt sich das Mädchen in einem Zimmer zur Untersuchung vor. Bertha hört ihr Kind schreien, darf aber nicht zu Gerda, weil der Fahrer des Arztes ihr den Eintritt versperrt.

Nach der Untersuchung findet sie ihre Tochter nackt und völlig verstört vor. Sie sitzt reglos in einer Ecke. Als Bertha den Arzt fragt, was er denn gemacht oder untersucht habe, bekommt sie zur Antwort, sie solle ihr Maul halten und sich von dem Kind verabschieden. Man müsse es in eine Spezialklinik in Stuttgart mitnehmen. Sie sei krank.

Zu Fuß nach Stuttgart

Als sie schnell ein paar notwendige Sachen für das Kind zusammenpacken will, ziehen die beiden Männer das Mädchen schon die Treppe hinunter und ins Auto. Sie fahren davon, ohne ein weiteres Wort….

….Als sie beim Hospital in der Türlenstraße ankommt, bestätigt man ihr zwar, dass Gerda eingeliefert worden sei, sie dürfe ihre Tochter aber nicht sehen. Und dieses Mal bäumt sich Bertha auf. Sie wird dermaßen laut und resolut, dass schon die Passanten auf der Straße stehen bleiben. Schließlich lässt man sie doch zu ihrer Tochter.

Sie findet Gerda in einem völlig apathischen Zustand vor, sodass sie auf keinerlei Ansprache oder Liebkosung der Mutter reagiert. Dann kommt eine Schwester ins Zimmer, die sie anherrscht, sie solle jetzt gehen, sie sehe doch, dass ihre Tochter sehr krank wäre und ihre Ruhe bräuchte. Auf ihre Frage, ob sie morgen wieder zu Besuch kommen dürfe, stößt die Krankenschwester sie schließlich harsch vor das Krankenzimmer mit den Worten: „Ja, wenn sie dann noch lebt . . .“

Fassungslos lässt sich Bertha Metzger zunächst abwimmeln. Sie bleibt aber in Stuttgart, wo sie sich in der Nacht auf den Straßen aufhält. Als sie am nächsten Morgen wieder an der Klinikpforte steht und um die Besuchserlaubnis bittet, schickt man sie weg – mit dem Bescheid, das Mädchen sei in dieser Nacht an einer ansteckenden Krankheit verstorben. Sie könne ihre tote Tochter auch nicht mehr sehen, da man sie schon weggebracht habe, um sie einzuäschern. Drei Jahre und sieben Monate war Gerda Metzger alt, als sie am 12. Juli 1943 im Städtischen Krankenhaus in Stuttgart ermordet wurde.

Bertha Metzger geht nach Hause. Dort will keiner ihre Geschichte hören. Immer, wenn sie anfängt zu erzählen, sagen die Leuten aus Flacht nur, sie solle „nix darüber schwätza“, so sei das halt. Und das Kind sei halt doch krank gewesen. Also schweigt Bertha. Zumindest für viele, viele Jahre.“……

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stolperstein-in-stuttgart-nord-wenn-sie-dann-noch-lebt.afd3cf8b-d11d-4009-aee7-9848e9891eef.html

Es dauert 57 Jahre, bis dieser Mord an einem Kind aufgeklärt wird……

Der Bericht ist jedem ans Herz zu legen, leider hinter Bezahlschranke…..