Eine Lektion in Zivilcourage und die Methode „Geld vor Ehrlichkeit“ – vorauseilendes Buckeln vor dem Pharmariesen Novartis

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In seinen Büchern „Die Schuld“ und „Verteidigung“ thematisiert John Grisham grandios u.a. die Praxis der Pharmaindustrie, die mit Hilfe von Anwälten – natürlich – die (oft tödlichen) Nebenwirkungen und Schädigungen durch ihre „Medikamente“ zu vertuschen versucht. Medikamentenversuche werden nach Afrika ausgelagert, wo mit Schadensersatzforderungen nicht zu rechnen ist. Nach Zulassung von diesem Dreck werden Geschädigte mit millionenschweren Vergleichen mundtot gemacht und Skandale unter den Teppich gekehrt. Die Milliardengewinne werden trotzdem gemacht. Alle profitieren, außer die Geschädigten.

http://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Die-Schuld-Roman/John-Grisham/e172643.rhd

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http://www.randomhouse.de/Buch/Verteidigung-Roman/John-Grisham/e397318.

Da Grisham nicht nur Anwalt sondern auch Abgeordneter in Mississippi war – und darüberhinaus offenkundig ein extrem wacher Geist ist – weiß er offensichtlich, wovon er schreibt.

An diese beiden Bücher erinnerte ich mich sofort bei Lektüre des SZ-Artikel heute, der zeigt, wie Fachärzte und Patienten für dumm verkauft werden.

Mein Highlight in diesem Bericht von Werner Bartens ist die Aussage, dass ein „Novartis-Tochterunternehmen“ den Krebs-Wirkstoff „Avastin nach einer minimalen Änderung unter dem Namen Lucentis zum 50-fachen Preis angeboten“ hat und ihn gegen das Augenleiden „altersbedingte Makuladegeneration“ einsetzte.

Die Wirklichkeit schon lange von der Fiktion überholt?

Eine Lektion in Zivilcourage vom Herausgeber und ehem. Chefarzt Dieter Köhler:

Aus Rücksicht auf die Pharmakonzerne

Der Herausgeber eines Ärztejournals tritt zurück, weil sein kritischer Kommentar nicht gedruckt werden darf. Der Zwischenfall zeigt, welchen Einfluss die Pharmaindustrie ausübt

….“Vor Kurzem wurde der streitbare Doktor in seinem Mitteilungsdrang gebremst. Unter dem Titel „Man glaubt es nicht“ kritisierte Köhler eine „wissenschaftlich abstruse und moralisch verwerfliche Studie im Auftrag von Novartis“. In der Studie sollte Asthma-Kranken, die ihr Steroid-Spray nicht regelmäßig inhalierten, regelmäßig der monoklonale IgE-Antikörper Omalizumab gespritzt werden. Dafür wurden Patienten gesucht, die ihre Probleme, zu festen Terminen zu Hause Medikamente einzunehmen, mit Injektionen zu festen Terminen kompensieren sollten. Es war wenig überraschend, dass sich nur 17 der 104 für die Studie eingeplanten Asthmatiker dazu bereitfanden. Veröffentlicht wurde die Untersuchung trotzdem (Annals of Allergy, Asthma, Immunology, Bd. 114, S. 58, 2015).“….

….“Köhler stellt in seinem Kommentar naheliegende Fragen, etwa was für Ärzte das seien, die eine solch fragwürdige Studie durchführen, welche Zeitschrift die Publikation annehme und was die Pharmafirma damit beabsichtigte. Und er macht den Vorschlag, dass man für die enormen Antikörper-Behandlungskosten von 30 000 Euro jährlich pro Patient jemanden einstellen könnte, der die Kranken morgens zu Hause besucht und ihnen beim Inhalieren hilft.

Köhler spart in seinem Text nicht an deutlichen Worten – etwa: „es kam zum Glück relativ wenig heraus“. Er erinnert zudem an einen anderen Schachzug eines Novartis-Tochterunternehmens. Es hatte den bei Krebs eingesetzten Wirkstoff Avastin nach einer minimalen Änderung unter dem Namen Lucentis zum 50-fachen Preis angeboten, weil sich zeigte, dass er gegen das Augenleiden „altersbedingte Makuladegeneration“ helfen könnte.

Die Redaktion der Fachzeitschrift bat Köhler dann, seinen Text „zu entschärfen“. Schließlich könne man es sich bei Blättern wie den Kompakt-Titeln, die zu 98 Prozent durch Anzeigen finanziert würden, nicht leisten, die besten Kunden zu vergrätzen. Ein Vorschlag für Kürzungen folgte. In der redaktionell bearbeiteten Version war der Name von Novartis gestrichen und nur von „einer Studie“ die Rede. Die Passagen, in denen die Studie als „wissenschaftlich abstrus“ und „moralisch verwerflich“ bezeichnet wurde, fielen ebenso weg wie der Hinweis auf die Avastin-Lucentis-Trickserei.“….

http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/medizin-kann-man-das-nicht-abschwaechen-1.2419538

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